Lagot­to Romagnolo

- eine ehr­li­che Rassebeschreibung -

Vor­wort: In die­sem Arti­kel wer­den eini­ge unbe­que­me Din­ge aus dem Leben mit Lagot­ti ange­spro­chen. Natür­lich las­sen sich all die­se trainieren/ mana­gen und wir wis­sen nie zu 100% wie viel Gene­tik wirk­lich aus­macht und wel­ches Ver­hal­ten ande­re Ursprün­ge hat. Die­ser Text soll jedoch defi­ni­tiv kei­ne Trai­nings­an­lei­tung sein. Er soll beschrei­ben wie das Leben mit einem Lagot­to sein kann, wel­che Ver­hal­tens­wei­sen höchst­wahr­schein­lich auf­tre­ten und mit wel­chen Schwie­rig­kei­ten man rech­nen soll­te. Wie immer gilt: Hun­de sind Indi­vi­du­en und nichts von all dem, was ich schrei­be, muss auf jeden Lagot­to zutref­fen! Ich schrei­be aus der Per­spek­ti­ve als Trai­ne­rin, die sich seit ca. 5 Jah­ren kri­tisch mit der Ras­se aus­ein­an­der­setzt und eini­ge Lagot­ti ken­nen­ler­nen durf­te. Ich habe unzäh­li­ge Gesprä­che mit Men­schen geführt, die schon vie­le Jah­re Hun­de die­ser Ras­se hal­ten und jedes online und off­line erreich­ba­re Wis­sen zur Ras­se aufgesogen. 

Ich möch­te einen Teil dazu bei­tra­gen, dass Men­schen sich die­se in Mode gekom­me­nen Hun­de wirk­lich gut anschau­en. Lernt Lagot­ti im ech­ten Leben ken­nen, lasst euch auch die ner­vi­gen Aspek­te erzäh­len. Reflek­tiert ehr­lich wie gut euer Leben zu so einem sen­si­blen Hund passt. Und wenn ihr dann immer noch ja sagt: viel Spaß mit den tolls­ten Kobol­den, die es gibt! 

Ja, ich gebe es zu — vor weni­gen Jah­ren noch habe ich selbst erst ein­mal recher­chie­ren müs­sen, was der Lagot­to eigent­lich für ein Hund ist. Damals hat man in Deutsch­land noch sehr sel­ten wel­che von ihnen getrof­fen. In der Hun­de­schu­le hat­te ich zu die­ser Zeit auch noch kei­nen als Kun­den. 

Heu­te sieht das anders aus. Lagot­ti sind modern gewor­den und man trifft sie inzwi­schen auf fast jeder Hun­de­wie­se und in den Hun­de­schu­len häu­fen sie sich nun auch. Es gibt unzäh­li­ge Ras­se­be­schrei­bun­gen und dies hier soll eine wei­te­re wer­den. Jedoch kei­ne, die sich in die ande­ren ein­rei­hen lässt. 

Eine kur­ze Recher­che stellt den Lagot­to als idea­len Hund da: Per­fekt geeig­net für Anfän­ger, kin­der­freund­lich und das bes­te: anti­all­er­gen! Denn er ver­liert kein Fell und damit bleibt auch die Woh­nung schön sau­ber (haha­ha, spä­ter mehr dazu…) 

Der Lagot­to ist mit­tel­groß, hand­lich und sehr pfle­ge­leicht. Ein wei­te­res High­light: sein Jagd­in­stinkt ist erlo­schen (Ja, echt. Das steht in den Ras­se­be­schrei­bun­gen!). Er ist super ein­fach aus­zu­bil­den und nicht beson­ders anspruchs­voll, noch dazu gibt es ihn in vie­len bun­ten Far­ben. 

Was will man mehr!? 

Mei­ne Lagot­to Hün­din Uschi mit 10 Wochen. Ein zucker­sü­ßes Woll­knäu­el im Kindchenschema.

Seit ein paar Jah­ren beschäf­ti­ge ich mich nun mit der Ras­se, ich bin kei­nes­wegs ein Pro­fi in Bezug auf die Zucht­li­ni­en und Ahnen­ta­feln. Und doch habe ich inzwi­schen nicht nur zwei eige­ne Hun­de der Ras­se, son­dern auch im Umfeld der Hun­de­schu­le eini­ge erlebt. Mein Blick als Hun­de­trai­ne­rin mit lang­jäh­ri­ger Erfah­rung unter­schied­lichs­ter Arbeits­ras­sen hilft mir da ein Gefühl für die Ras­se zu bekom­men. 

Die ers­ten Schlag­wor­te, die mir in den Kopf kom­men, wenn ich an Lagot­ti den­ke, sind: extrem sen­si­bel. Viel Ener­gie. Hoch anspruchs­voll. Kläf­fen. 

Der Lagot­to ist eine sehr alte Hun­de­ras­se, man ver­mu­tet, dass sie bereits seit dem 15 Jahr­hun­dert in Ita­li­en gezüch­tet wird. Und zwar mit nur einem Ziel: Arbeits­leis­tung. Die ers­te Kar­rie­re leg­te er als Jagd­hund am Was­ser hin, spä­ter kam dann die Spe­zia­li­sie­rung auf die Trüf­fel­su­che. Neben der Jagd soll­te der Lagot­to auch schon immer die Beu­te sei­nes Men­schen bewa­chen. Daher haben eini­ge Lagot­ti es im Blut, frem­den Men­schen zu miss­trau­en und Ran­da­le am Gar­ten­zaun gehö­ren zum guten Ton.

Die extrem lan­ge Selek­ti­on nach Leis­tung macht eins deut­lich: Die­ser Hund muss Ener­gie haben, er ist durch und durch ein Arbeitstier.

Es ist mir kom­plett schlei­er­haft, wie solch eine Ras­se als anfän­ger­taug­lich und fami­li­en­freund­lich beschrie­ben — ja sogar ange­prie­sen wer­den kann. 

Mei­ne Lagot­to Hün­din Mala mit 7 Mona­ten in der kur­zen Arbeitsschur.

Nicht falsch ver­ste­hen: ich lie­be die­se Ras­se sehr und bereue es kei­nen Tag von den Hüte­hun­den auf Lagot­ti umge­stie­gen zu sein. Und trotz­dem: es sind wirk­lich rich­tig anspruchs­vol­le Tie­re. 

Tum­melt man sich bei­spiels­wei­se in den ein­schlä­gi­gen Face­book Grup­pen, in denen Fra­gen zur Ras­se dis­ku­tiert wer­den, stellt man schnell fest, dass eine gro­ße Zahl der jun­gen Fami­li­en, die dem Zau­ber der hüb­schen Locken­köp­fe ver­fal­len sind, nach den ers­ten Mona­ten mit ihrem Wel­pen dem Wahn­sinn nah sind. Die Fra­ge nach der idea­len Trai­nings­tech­nik für Lei­nen­füh­rig­keit ist ein Dau­er­bren­ner und oft lau­tet die resi­gnier­te Ant­wort nur: „War­te 3–8 Jah­re, dann wird das viel­leicht irgend­wann von allei­ne bes­ser. Viel­leicht auch nicht.“ Vie­le Lagot­ti kläf­fen stun­den­lang im Auto, bud­deln das auf­wän­dig ange­leg­te Stau­den­beet zu Schutt und Asche oder haben mas­si­ve Angst vor frem­den Men­schen. Auch Geräuschangst, Begeg­nungs­pro­ble­me mit Art­ge­nos­sen oder (oh Wun­der!) mas­si­ves Jagd­ver­hal­ten kann die rosa Wol­ke vom nicht haa­ren­den Anfän­ger­hund schnell plat­zen las­sen. 

Apro­pos nicht haa­rend: Ich habe noch nie so viel Zeit und Geld in Fell­pfle­ge inves­tiert, wie ich es tue, seit Lagot­ti bei mir leben. Ich habe hun­der­te Euro für eine bes­se­re Scher­ma­schi­ne, Scher­tisch und Blower aus­ge­ge­ben, weil die stän­di­gen Fri­sör­be­su­che nicht nur unfass­bar teu­er wären, son­dern die  Sen­si­bel­chen ja auch erst ein­mal lang­sam dar­an gewöhnt wer­den müs­sen. Ach und das Ohren­pu­der und Ohren­pfle­ge­pro­duk­te hät­te ich fast ver­ges­sen. Wenn ihr mich fragt, die unan­ge­nehms­te Sache am Lagot­to: es wach­sen Haa­re aus den Ohren, die unbe­dingt gezupft wer­den müs­sen, da sich sonst schon beim Wel­pen super schnell eine Ohren­ent­zün­dung mani­fes­tiert. 

Lagot­ti gibt es in ganz unter­schied­li­chen Farb­kom­bi­na­tio­nen von rein­weiß bis dun­kel­braun. Eins haben alle gemein­sam: die Nase ist immer braun, schwar­ze Pig­men­te gibt es nicht.

Ich schrei­be die­sen Arti­kel gera­de im Hoch­som­mer — es ist Gran­nen­zeit. In den vie­len Jah­ren vor­her mit Hüte­hun­den war mir die Panik um die Gran­nen völ­lig schlei­er­haft. Jetzt ver­ste­he ich sie. Das Fell der Lagot­ti hat einen inte­grier­ten Gran­nen­ma­gne­ten und Besit­zer der Ras­se atmen jähr­lich auf, wenn sie die Sai­son ohne grö­ße­ren tier­ärzt­li­chen Ein­griff über­stan­den haben. 

Zu der immer wie­der beton­ten Aus­sa­ge, Lagot­ti wäre der Jagd­in­stinkt weg­ge­züch­tet wor­den, kann ich nur lachen. Alle Lagot­ti, die ich ken­ne, zei­gen Jagd­ver­hal­ten. Alle. 

Jedoch ist eine Sache tat­säch­lich anders, als bei man­chen ande­ren Hun­den. Eini­ge Lagot­ti reagie­ren nicht son­der­lich stark auf sicht­ba­res Wild. Ein Reh auf der Wie­se z.B. ist kein extrem gro­ßer Reiz. Sie schaf­fen es meis­tens ganz gut das Reh anzu­gu­cken und wenn man kurz dar­auf ein­geht, jagen sie es tat­säch­lich nicht. Dann muss man aber hof­fen, dass der Wind güns­tig steht oder das Reh von der ande­ren Sei­te her gelau­fen kam. Kommt der Lagot­to näm­lich auf die Fähr­te, die das Reh vor­her gelau­fen ist, geht die Nase run­ter und es gibt kein Hal­ten mehr.

Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich fin­de die­se geruch­li­chen Trig­ger viel schwie­ri­ger zu trai­nie­ren, weil sie für mich schlicht und ein­fach nicht vor­her wahr­nehm­bar sind. Das Jagd­ver­hal­ten eines Lagot­tos ist sicher in der Inten­si­tät und Trai­nier­bar­keit nicht mit einem Dackel oder Viszla zu ver­glei­chen, aber wenn du über­legst einen Lagot­to auf­zu­neh­men: sei dir bewusst du wirst frü­her oder spä­ter die­sem The­ma Zeit wid­men müssen.

San­ti­no hat die klas­si­sche Fri­sur mit län­ge­rem Fell am Kopf und kurz gescho­re­nem Körper.

Ein wei­te­rer Aspekt, den ich span­nend und schwie­rig zugleich fin­de: Lagot­ti sind extrem unter­schied­lich im Wesen. Es gibt rich­tig coo­le Socken und abso­lu­te Ner­ven­bün­del. Natür­lich ist die­se Streu­ung in jeder Ras­se vor­han­den — am Ende sind es alles Indi­vi­du­en und es gibt weit­aus mehr Ein­flüs­se, als die Gene­tik. Und den­noch: Wer allei­ne mei­ne zwei Mädels ken­nen­lernt, fragt sich oft, ob sie wirk­lich von der sel­ben Ras­se sind. Ich mag die Unter­schie­de sehr, trotz­dem ist das ein wei­te­rer Fak­tor, der es uner­fah­re­nen Hun­de­men­schen schwer macht ein Gefühl für die Ras­se zu bekommen.

Ob man einen die­ser super ent­spann­ten Locken­köp­fe bekommt, oder ob man in Zukunft vie­le Stun­den in der Hun­de­schu­le ver­brin­gen wird, weil Geräuschangst und Aggres­si­on den All­tag bestim­men — kaum vor­her­seh­bar. Ich wage zu behaup­ten, dass das Risi­ko für zwei­te­res etwas Höher ist. 

Um das zu ver­ste­hen, ein paar ehr­li­che Bei­spie­le aus unse­rem All­tag: Uschi ist ein Ener­gie­bün­del. Sie hat schon immer ein grund­sätz­lich hohes Erre­guns­ni­veau und sehr lose Stimm­bän­der. So bald ihre Erre­gung steigt, bellt und/ oder rennt sie. Und die Erre­gung steigt schnell. Uschi ist auf dem Spa­zier­gang eigent­lich nur im Galopp unter­wegs und ger­ne in wei­tem Radi­us. Wenn sie nicht min­des­tens eine vol­le Stun­de Frei­lauf hat­te, ist sie den gan­zen Tag unzu­frie­den. (Und wer hier jetzt an Erzie­hung denkt, ich den­ke als Trai­ne­rin kann ich schon ganz gut ech­te Bedürf­nis­se von aner­zo­ge­nem Ver­hal­ten unter­schei­den 😉 ) Uschi hat defi­ni­tiv an aller­ers­ter Stel­le das gro­ße Bedürf­nis sich zu bewe­gen. Und kei­ne Sor­ge, natür­lich kann sie auch gut ent­span­nen, aber das war Trai­ning und hät­te sie uns nicht ein­fach so geschenkt. 

Dafür ist sie schon immer ein Son­nen­schein mit jedem Mensch und Hund. Sie lässt sich auf der Stra­ße gedul­dig von unbe­hol­fe­nen Frem­den strei­cheln und ist sehr kom­pe­tent in Hun­de­be­geg­nun­gen. Unse­re Nach­barn ken­nen von ihr haupt­säch­lich die Stim­me, denn hört sie auch nur eine Maus hus­ten, wird ange­schla­gen was das Zeug hält. (Dan­ke für die Geduld an die­ser Stelle!)

Wenn Uschi nicht ren­nen darf, wird sie äußerst unleid­lich im Alltag.

Mala ist da anders. Sie ist eigent­lich immer in einem nahen Radi­us um mich her­um zu fin­den und chillt den gan­zen Tag auch ohne gro­ßen Spa­zier­gang. Bel­len hört man sie fast nie. Sie kann Stun­den­lang im Gar­ten lie­gen, die Gegend beob­ach­ten oder ein­fach schla­fen. Dafür hat Mala eine ande­re Her­aus­for­de­rung mit­ge­bracht: sie ist extrem skep­tisch in Bezug auf frem­de Hun­de und Men­schen. Wer unge­fragt ver­sucht sie zu strei­cheln, bekommt schon mal ein ärger­li­ches Wuf­fen als Ant­wort und im Erst­kon­takt mit frem­den Hun­den tut sie sich noch schwer. Das war anfangs so aus­ge­prägt, dass sie völ­lig hys­te­risch und kopf­los um sich gebis­sen hat, als sie nicht wuss­te, wie sie eine für sie schwie­ri­ge Situa­ti­on lösen soll.

Kennt sie einen Men­schen oder einen Hund ein­mal, ist sie völ­lig ver­trau­ens­voll, aber das war ehr­lich gesagt viel Trai­ning in den ers­ten Lebens­mo­na­ten. Mala ist zwar für Außen­ste­hen­de der ange­neh­me­re Hund unse­rer bei­den Lagot­ti (bellt sehr sel­ten, ist unschein­bar Zuhau­se, ist schein­bar mit wenig zufrie­den), aber ganz ehr­lich: sie hat Poten­ti­al mit­ge­bracht rich­tig schwie­rig zu wer­den und dass sie jetzt ent­spannt durch den All­tag geht, war ech­te Arbeit. 

Lagot­ti sind poten­ti­ell schreck­haft und geräusch­emp­find­lich und einen guten Trai­nings­plan für Medi­cal Trai­ning soll­te man am bes­ten schon ab dem Wel­pen­al­ter parat haben. Mein Tier­arzt sag­te sofort beim ers­ten Besuch mit dem Zwer­gen­wel­pen zu mir: „Oh weh, ein Lagot­to! Die sind die schlimms­ten in der Pra­xis!“ Und tat­säch­lich: vie­le der sen­si­blen Hun­de füh­len sich sehr unwohl auf dem Behand­lungs­tisch. 

Da ist aber lei­der nicht nur ein­mal jähr­lich ein Check­up beim Tier­arzt das Pro­blem, son­dern alle paar Wochen die Fell­pfle­ge. Regel­mä­ßi­ges Sche­ren des gan­zen Kör­pers ist ohne­hin selbst­ver­ständ­lich. Doch wuss­test du, dass die Hun­de schon nach 2–4 Wochen schon wie­der so vie­le Haa­re vor den Augen haben, dass sie schlecht sehen? Oder dass bei man­chen von ihnen die Anal- und Geni­tal­re­gi­on so extrem behaart ist, dass es unhy­gie­nisch und unge­sund wird, wenn man nicht zwi­schen­durch mal schnell die Sche­re ansetzt? (Klar­text: Sie kön­nen so vie­le Haa­re am Po haben, dass der Kot hän­gen bleibt. Das ist nicht nur ekel­haft, son­dern kann bis hin zu Ent­zün­dun­gen füh­ren!) 

Das Hand­ling rund um Fell­pfle­ge und medi­zi­ni­scher Ver­sor­gung muss also unbe­dingt mit gutem Medi­cal Trai­ning auf­ge­baut wer­den, sonst hat man ein Leben lang alle paar Wochen rich­tig Stress. Die Tak­tik: „Augen zu und durch“ funk­tio­niert bei den wenigs­ten Lagot­ti, die ich ken­ne. 

Din­ge wie Fell­pfle­ge, Kral­len schnei­den und Tier­arzt­be­su­che sind bei uns rela­tiv ent­spannt, wur­den aber vom ers­ten Tag an mit den Wel­pen trainiert.

Das waren ein paar har­te Wor­te und viel­leicht fragst du dich jetzt: war­um hat sie Hun­de der Ras­se, wenn sie so schlimm sind? Ganz ein­fach: weil sie für mein Leben zum aktu­el­len Zeit­punkt per­fekt sind und ich ihre Art über alles liebe.

Ich arbei­te mit mei­nen Hun­den in der Nasen­ar­beit, lebe auf dem Land auf einem gro­ßen Hof mit viel Platz und vor allem: ver­ständ­nis­vol­len Nach­barn. Ich habe viel Erfah­rung mit sen­si­blen Hun­den und sehe auf­kom­men­de Pro­ble­me sofort. Ein Lagot­to ist unter ande­rem auf Grund sei­ner Sen­si­bi­li­tät auch sehr schnell und ein­fach zu trai­nie­ren. Aber mann muss eben genau­so schnell sein und am bes­ten sofort im All­tag mit ent­spre­chen­den Maß­nah­men reagie­ren. 

Wir haben einen ruhi­gen All­tag hier bei uns, die Hun­de bekom­men viel Schlaf und par­al­lel viel Aus­lauf und bedürf­nis­be­frie­di­gen­de Beschäf­ti­gung. In einer Fami­lie, in der meh­re­re klei­ne Kin­der einen auf­re­gen­den All­tag mit sich brin­gen, viel Unru­he herrscht und wenig auf den Hund ein­ge­gan­gen wer­den kann, sehe ich defi­ni­tiv kei­nen Lagot­to. Egal, ob man einen ruhi­ge­ren oder stres­si­ge­ren Ver­tre­ter der Ras­se erwischt hat — ich ken­ne kei­nen Lagot­to, der ein­fach so ent­spannt mit läuft, ohne dass viel Zeit & Ener­gie in ihn gesteckt wird. (Dass das mei­ner Mei­nung nach jedem Hund zusteht, ist ein ande­res The­ma und wenn ich dazu jetzt hier mehr schrei­be, muss ich doch ein Buch schrei­ben und nicht nur einen Arti­kel 😉 ) 

Was mir im All­tag mit Lagot­ti völ­lig neu ist: ich wer­de stän­dig ange­spro­chen! Auf jedem Spa­zier­gang fragt jemand wel­che Ras­se das wohl ist oder kom­men­tiert ent­zückt wie süß die ja sei­en. Mich stört das kei­nes­wegs, weil oft net­te Gesprä­che dar­aus ent­ste­hen, den­noch war ich zu Beginn schon irri­tiert. Das ist mir mit mei­nen hüb­schen Aus­sies nie in der Häu­fig­keit pas­siert. 

Man sagt den Lagot­ti eine spe­zi­el­le Art nach. Sie sei­en eben anders. Ein­fach Lagot­to eben. Wie klei­ne Kobol­de. Die­se Beschrei­bung habe ich frü­her nie ver­stan­den und lei­der kann ich sie auch bis heu­te nicht bes­ser aus­for­mu­lie­ren, aber es stimmt. Sie sind anders, als ande­re Hun­de. Manch­mal kom­men sie mir ein biss­chen wie Kat­zen vor. Sie leben jeden­falls defi­ni­tiv in drei Dimen­sio­nen. Wenn dein Hund kei­nes­falls auf die Couch oder ins Bett soll, mach dir schon mal einen guten Trai­nings­plan. Ein Lagot­to wird das sehr oft hin­ter­fra­gen. Auch auf Stüh­len, Tischen und Fens­ter­bän­ken bewe­gen sie sich so selbst­ver­ständ­lich wie kaum ein ande­rer Hund, den ich ken­ne. 

Lagot­ti sind anspruchs­voll, aber am rich­ti­gen Platz abso­lu­te Traumhunde.

Aus mei­ner Sicht ist ein Lagot­to der per­fek­te Hund für Men­schen, die bereit sind hin zu schau­en und auf ihren Hund einzugehen.

Einen Lagot­to ver­biegt man nicht. Gegen die Eigen­hei­ten anzu­kämp­fen ist müßig und ich ver­spre­che dir: das wird Frust auf bei­den Sei­ten zur Fol­ge haben. 

Lässt man sich jedoch auf das Indi­vi­du­um ein, hat man einen traum­haf­ten Part­ner an sei­ner Sei­te. So sen­si­bel sie sind — sie ver­zei­hen nur wenig Feh­ler ihrer Men­schen. Wenn du also glaubst ein Wel­pe sein ein wei­ßes Blatt Papier und du bemalst es so wie es zu dei­nem Leben passt — lass lie­ber die Fin­ger vom Lagot­to. Mit Trai­ning ist natür­lich unglaub­lich viel mach­bar, aber nie alles. So nei­gen Lagot­ti, die zu hart trai­niert wer­den, bei­spiels­wei­se dazu selbst hart und aggres­siv zu werden.

Lagot­ti sind ide­al für Men­schen geeig­net, die einen ruhi­gen All­tag haben und sich bewusst mit dem Hund beschäf­ti­gen möch­ten. Per­fekt wäre natür­lich etwas Inter­es­se an Nasen­ar­beit, dar­in sind sie näm­lich ein­fach gött­lich und gehen förm­lich auf, wenn sie das tun dür­fen. Aber auch für allen mög­li­chen ande­ren Spaß sind sie zu haben. Sie sind zum Groß­teil sehr ver­fres­sen, spie­len und arbei­ten ger­ne mit dem Men­schen zusam­men, was Trai­ning in jeder Hin­sicht ein­fach macht. Bist du offen, freu­dig und krea­tiv, dann wird er alles mit machen. 

Mir ist wirk­lich sehr wich­tig zu beto­nen, auch wenn ich mich wie­der­ho­le: ich möch­te die Ras­se nicht schlecht reden. Ich möch­te mich dafür ein­set­zen, dass bewusst bleibt wofür sie gezüch­tet wur­de und wel­ches Poten­ti­al dar­in steckt! So wohl posi­ti­ves, wie auch nega­ti­ves Poten­ti­al. Wir sind näm­lich (ver­mut­lich?) alle kei­ne Bau­ern, die in den ita­lie­ni­schen Ber­gen irgend­wo in Allein­la­ge leben und stun­den­lang durch ein­sa­me Wäl­der spa­zie­ren um Trüf­fel zu jagen.

Und unter dem Strich sind es dann doch wie­der alles Indi­vi­du­en und du kannst jede Ras­se­be­schrei­bung ver­ges­sen, wenn du dei­nen Hund anblickst und auf sei­ne ein­zig­ar­ti­gen Bedürf­nis­se ein­gehst. 

Als Spür­hun­de sind sie die idea­len Beglei­ter: ech­te Arbeits­tie­re und abends glück­lich & zufrieden.

Auf Grund der hohen Nach­fra­ge habe ich den oben­ste­hen­den Arti­kel als PDF zum Down­load für euch. Er darf ger­ne geteilt und/ oder aus­ge­druckt wer­den. Es soll­te jedoch selbst­ver­ständ­lich sein, dass ich als Autorin genannt wer­de und die Bil­der nicht wei­ter ver­wen­det werden!

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